Burger Hugenottenkabinett      

 

Integrationsprojekt - Begegnungszentrum Hugenottenkirche

Das Erbe der Hugenotten

Die 1355 erstmals urkundlich erwähnte damalige Peterskapelle in Burg mit dem die Kirche heute umgebenden Kirchhof und dem 2005/06 sanierten „Reformierten Pfarr- und Witwenhaus“ gehören zum Erbe der Hugenotten, die 1691 eine französischsprachige sowie eine deutschsprachige Gemeinde in Burg gründeten.

Der Zuzug der Hugenotten wurde durch den Transfer neuer Berufszweige und anderer kultureller Traditionen zu einem prägenden Bestandteil der Stadtgeschichte.



Hugenottenkabinett

Seit dem Jahre 2006 betreibt die seit 1812 vereinigte Evangelisch-Reformierte Petrigemeinde ein Hugenottenkabinett als Dokumentations- und Forschungsstelle. Zahlreiche Gruppen und Einzelpersonen suchen das Kabinett zu Informationszwecken und zu genealogischer Forschung auf. In der Kulturszene der Stadt Burg hat das Hugenottenkabinett einen festen Platz; auch im Zusammenhang mit der Pflege der Städtepartnerschaft La Roche sur Yon.

Neuere Forschungen im Rahmen der Aktion „Stolpersteine“ ergeben Verbindungen von jüdischen Familien zur Geschichte der Hugenottennachfahren, wie im Fall der Familie Cohn / Cohen zur Schuhfabrik Guiard.



Internationaler Kinderclub

Bestandteil des Gesamtkonzeptes für das Hugenottenkabinett war von Beginn an eine Projektarbeit mit Kindern ausländischer Familien, sowohl im Asylbewerberheim (GU) als auch in den eigenen Räumen der Petrigemeinde. Das Schicksal von Flüchtlingen und ihre Beheimatung ist als Thema in der Gemeinde lebendig geblieben bzw. neu in den Blick gekommen. Ein erstes, dreijähriges Projekt konnte realisiert werden mit Fördermitteln des Bundesprogramms „Vielfalt tut gut“ – über den Lokalen Aktionsplan der Stadt Burg – (Jahre 2007 bis 2010) mit Kindern aus Irak, Türkei, Syrien, Tansania, Angola, China, Vietnam, Portugal, Kosovo, Serbien, Montenegro, Italien und aus Deutschland.

Ergänzend dazu arbeitete das Projekt „Integrationslotsin“, dessen Träger die Evangelische Kirche der Region war, mit dem Ziel einer Vermittlung zwischen MigrantInnen und Einheimischen.

Da es in der Stadt Burg zur Zeit kein vergleichbares Angebot gibt, in das hinein die Kinder nach Projektende vermittelt werden könnten, hatte sich die Petrigemeinde darum bemüht, eigene Möglichkeiten zu finden für die Fortsetzung der Arbeit. Dies ist gelungen: ein ebenfalls dreijähriges Nachfolgeprojekt aus kirchlichen Fördermitteln kann gestartet werden. Dafür sind 75 % der benötigten Mittel bereits eingeworben.



Bauliche Situation

Im Jahr 2008 war die Sakristei der Petrikirche als Werkstattraum für den Internationalen Kinderclub ausgebaut worden. Im Folgejahr erhielt sie ein komplett neues Dach.

Die Kirche selbst wurde das letzte Mal 1882 grundhaft saniert. Vor 20 Jahren war das Kirchendach umgedeckt und die Kirche mit neuem Innenanstrich versehen worden. Die Kirchturmdeckung konnte 2007 erneuert werden. Darüber hinaus gibt es Pläne für einen wirksamen Schutz gegen Wurmbefall der Holzeinbauten.

Neuerdings hat sich auf Grund eines Statikgutachtens herausgestellt, dass noch vor allen anderen baulichen Eingriffen eine Notsicherung der Ostfassade der Kirche erfolgen muss.



Integrationsarbeit

Die Petrigemeinde (mit 140 Gemeindemitgliedern) freut sich über die Möglichkeit - über den Zeitraum staatlicher Förderung hinaus - den Kinderclub weiterführen zu können. Die Erreichung von Nachhaltigkeit der Projekte war eines der Förderziele des Bundesprogramms „Vielfalt tut gut – für Toleranz und Demokratie / gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“.

Die Integrationsarbeit im Internationalen Kinderclub war gut angelaufen und durch eine christliche Leiterin mit eigenem Migrationshintergrund geprägt worden. Die Leitung hatte zwischenzeitlich gewechselt. Das Personal bleibt nun dem neuen Projekt im Wesentlichen erhalten. So konnte - nicht nur eine räumliche - Kontinuität für die Kinder gewährleistet werden. Da unser Anspruch, wenigstens eine der mitarbeitenden Personen mit Migrationshintergrund im Projekt zu beschäftigen, bestehen bleibt, ist derzeit eine syrische Lehrerin geringfügig beschäftigt. Ihre Arabischsprachigkeit ist insbesondere in Konfliktsituationen sehr hilfreich.

Die deutschen Kinder im Projekt kommen vorwiegend aus sozial benachteiligten Familien. Hier arbeitet die institutionelle Familienhilfe mit uns zusammen.

Die Integration auch von gehandicapten Kindern (körperliche und geistige Beeinträchtigungen, Lernbehinderungen und ADHS) erfordern von den Pädagoginnen zusätzliche Bemühungen. Ohne einen großen Stamm von PraktikantInnen und Ehrenamtlichen wäre die Arbeit nicht möglich.

Wichtigste Kooperationspartnerin ist hier die Theologische Hochschule Friedensau.



Zielgruppen



Kirche MIT Anderen -
Diakonische Präsenz der Kirchengemeinde

Ermöglichung von Begegnungen:
  1. Einsatzort für 1-Euro-Jobber (Einzelne und Gruppen) als:
    • Computerarbeitsplatz im Hugenottenkabinett
    • Büroarbeiten (Gemeindebriefe, Kontaktvermittlung etc.)
    • Freiwillige Mithilfe bei gemeindlichen Veranstaltungen
    • Grünanlagen-/Geländepflege Kirchhof
    • Reinigungsarbeiten in den Gemeinderäumen
    • Winterarbeit (Möbelpflege etc.)
    • Kooperationspartner: Diakonisches Werk im Jerichower Land
  2. Einsatzort für jugendliche und erwachsene PraktikantInnen und UmschülerInnen
  3. Stunden-Ableistungsmöglichkeit von Maßnahmen wie "Arbeit statt Strafe" als Begleiteter Einsatz auf dem Reformierten Friedhof
Gegenleistungen


Petrikirche als Begegnungszentrum geplant

Die seit 1691 von den Hugenotten und ihren Nachfahren genutzte Kirche wird im Rahmen der Arbeit des Hugenottenkabinetts mitgenutzt. Die Führungen durch die Geschichte der Hugenotten beginnen oder enden jeweils in der Kirche. Diese Art der Verbindung von Geschichtlichem, Kulturellen und christlicher, speziell reformierter Tradition und Glaubensausrichtung ist etwas Besonderes in unserer Kirche.



Ansprechpartnerin im Auftrag des Presbyteriums:

Bernhard Thüne-Schoenborn, Presbyter u. Kustos
Pfarrerin Sigried Neumann